Sie befinden sich hier:  Home | Presse | Artikel vom 30.04.2012
Die VR Energiegenossenschaft Südpfalz möchte die Menschen in der Südpfalz bei der Energiewende begleiten. Wie das aussehen kann, stellten Referenten beim Infoforum der Genossenschaft in Rülzheim vor

(v.l.n.r.): Dieter Zeiß und Raimund Schilling (VR Energiegenossenschaft Südpfalz), Prof. Dr. Karl Keilen (Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung Rheinland-Pfalz), Asmus Thomsen (VR Bank Niebüll), Manfred Kauer (Verbandsgemeindewerke Winnweiler), Bernhard Brauner (Gründungs- und Kompetenzzentrum Genossenschaften im Genossenschaftsverband Frankfurt) und Christopher Braun (DZ Bank AG).




"Die effiziente und nachhaltige Erzeugung, Versorgung und Nutzung von Energie ist eine zentrale Zukunftsaufgabe unserer Gesellschaft", sagte Dieter Zeiß, Vorstandsvorsitzender der VR Energiegenossenschaft Südpfalz, beim Infoforum "Windkraft in der Südpfalz" vor zahlreichen Kommunalpolitikern in Rülzheim. Die Energiewende müsse regional gestaltet werden, so Zeiß. Mit der Energieerzeugung gewinne der ländliche Raum neue Chancen für regionale Wertschöpfung und wirtschaftliche Entwicklung. "Hierfür sind regionale Investitionen in neue Energietechnik und eine enge Zusammenarbeit von Bürgern, Kommunen, Wirtschaft, Landwirtschaft und Politik notwendig", betonte der Vorstandsvorsitzende der Energiegenossenschaft.

Ziel der Energiegenossenschaft sei, die Menschen in der Südpfalz bei der Energiewende zu begleiten und sie am Mehrwert zu beteiligen. "Wir stehen an einer Schwelle, an der sich entscheiden wird, ob die Struktur der großen Energieversorger mit geringem Einfluss von Verbrauchern und Bürgern erhalten bleibe oder ob im Zuge der Energiewende Machtstrukturen aufgebrochen und eine regionale Energieversorgung aufgebaut werde", so Zeiß. "Die VR Energiegenossenschaft Südpfalz kann die Plattform für eine Bürgerbeteiligung werden."

"Wir müssen in erneuerbare Energien gehen, wenn wir langfristig bezahlbare Energie möchten", appellierte Professor Dr. Karl Keilen vom Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung Rheinland-Pfalz. In Rheinland-Pfalz würde sich dies schwerpunktmäßig auf Wind und Sonne konzentrieren, so der Experte. Um dies umsetzen zu können, würden die Kommunen und Landkreise benötigt: "Die Politik kann Rahmenbedingung setzen, ob die Dinge aber kommen, wird vor Ort entschieden." Die Speicherung des Stroms sei eine technische Herausforderung, die aus Keilens Sicht realisierbar sei.

Die Neugründung von 115 Energiegenossenschaften wurde seit 2008 vom Gründungs- und Kompetenzzentrum Genossenschaften im Genossenschaftsverband Frankfurt begleitet, berichtete Bernhard Brauner, Gründungsberater des Zentrums. Eine Genossenschaft sei dazu eine ideale Rechtsforum. Brauner nannte sie sympathisch und menschenfreundlich und verglich sie mit einer Familie: "Sie ist darauf ausgerichtet, die sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Belange ihrer Mitglieder zu fördern".

Was die VR Energiegenossenschaft Südpfalz bereits auf die Beine gestellt hat, präsentierte das Vorstandsmitglied Raimund Schilling. "Seit der Gründung vor zwei Jahren haben wir 932 Kilowattpeak auf südpfälzische Dächer gebracht und versorgen damit rund 885 Einwohner mit umweltfreundlichem Strom", so Schilling. Insgesamt würden 486 Tonnen CO² eingespart.

Auf die Beteiligungsmöglichkeiten von Kommunen und Bürgern ging Manfred Kauer, Leiter der Verbandsgemeindewerke Winnweiler, ein, der als Referent der Kommunalberatung GmbH, einer Tochtergesellschaft des rheinland-pfälzischen Städte- und Gemeindebundes, sprach. Kommunen können sich als Planungs- und Projektträger, Grundstückseigentümer oder in einem Beteiligungsmodell einbringen. Für Bürger gäbe es mehrere Möglichkeiten, darunter die Energiegenossenschaft. Bürger seien stets frühzeitig und umfassend einzubinden. "Nur wo Bürger mit an Bord sind, lassen sich Projekte realisieren", so Kauer.

"Eine ausreichende Akzeptanz in der Bevölkerung ist der Garant für eine erfolgreiche Umsetzung von Bürgerwindparks", wusste auch Asmus Thomsen, Geschäftsfeldbeauftragter "Erneuerbare Energien" der VR Bank Niebüll in Schleßwig-Holstein. Asmus schilderte überaus positiv die Erfahrungen seiner Bank mit Bürgerwindparks in Nordfriesland und sieht diese als ideale Form zur Bündelung von Akzeptanz und Wertschöpfung. Die Investitionsbereitschaft sei in Nordfriesland mit 99 Prozent der Bürger aus dem Geschäftsgebiet enorm hoch. "Der Mensch will erneuerbare Energien", so Asmus. "Allerdings nicht vor seiner Haustür, deshalb muss rechtzeitig Aufklärungsarbeit geleistet werden."

Landrat Dr. Fritz Brechtel für den Kreis Germersheim und Bürgermeister Reiner Hör für die Gemeinde Rülzheim, die bereits mit Ihren Kommunen der VR Energiegenossenschaft Südpfalz beigetreten sind, dankten der Energiegenossenschaft für die aktive Unterstützung der Energiewende in der Region.

"Wir setzen uns dafür ein, dass die Wertschöpfung aus regenerativen Energien in der Region bleibt und möchten die südpfälzer Bürger am Erfolg beteiligen", schloss Zeiß das Forum. "Was einer allein nicht schafft, das schaffen viele", zitierte Zeiß die Gründungsväter der Genossenschaftsbanken Hermann Schulze-Delitzsch und Friedrich Wilhelm Raiffeisen.